Freitag, 20. März 2009 - Von Sabine Flatau
Ein altes Mietshaus in Treptow ist zum Vorbild in Sachen Energieverbrauch geworden. Für 460 000 Euro wurde der Fünfgeschosser an der Karl-Kunger-Straße 3 vom Dach bis zum Keller auf bestmögliche Ausnutzung von Wärme getrimmt. Nun liegt sein Energieverbrauch um 38 Prozent unter dem Höchstwert, den der Gesetzgeber für einen vergleichbaren Neubau vorschreibt. Die Energieeinsparung gegenüber dem früheren Zustand liegt bei 80 Prozent. Pro Jahr werden damit 128 Tonnen Kohlendioxid weniger erzeugt.
Ein Schlüsselwort heißt Wärmedämmung. Die Außenwände des 1907 erbauten Hauses haben eine zwölf Zentimeter dicke Schicht von Polystyrol-Hartschaum-Platten bekommen, für das Dach ist die Schicht sogar 16 Zentimeter dick. Wärmeschutzfenster mit einer Zwei-Scheiben-Verglasung ersetzen die alten Fenster. Eine Wärmepumpe saugt Abluft aus den Wohnungen, entzieht ihr die Wärme und gibt sie in die Heizung und die Warmwasserbereitung. Frischluftventile in den Fenstern sorgen dafür, dass sich trotz der exzellenten Isolierung kein Schimmel in den Wohnungen bildet. Das Dach ist mit einer Solaranlage ausgestattet worden. Die Wohnungen haben Fußbodenheizung oder Heizkörper. "Wir haben Elemente verwendet, die man überall bekommt", sagt Bauleiter Dirk Schünemann.
Für das Haus an der Karl-Kunger-Straße gewährte die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zinsverbilligte Kredite und Tilgungszuschüsse aus dem CO2-Gebäudesanierungsprogramm. Das Gebäude ist eines von 13 Berliner Vorzeigehäusern der Deutschen Energieagentur GmbH (Dena). Als nächstes wird unter ihrer Betreuung ein Gründerzeithaus in Steglitz fertig. Die Sanierung von zwei Mehrfamilienhäusern aus der Jahrhundertwende in Lichtenberg und Weißensee ist im Gange. Für zwei Mehrfamilienhäuser aus dem Jahre 1888 in Schmöckwitz und Köpenick steht der Sanierungsbeginn bevor. Alle diese Bauten werden nach der Sanierung die energetischen Anforderungen an einen vergleichbaren Neubau sogar um 50 Prozent unterschreiten, kündigt die Dena an.
Bundesweit betreut sie mehr als 300 Gebäude, die zum Effizienzhaus werden. Zum Herbst 2009 will die Energieagentur gemeinsam mit dem Bundesbauministerium und der KfW das neue Qualitätssiegel "Effizienzhaus" auf den Markt bringen. Es wird für Alt- und Neubauten vergeben, deren Energieeffizienz besser ist als die neue Energieeinsparverordnung fordert. Den Nachweis dafür soll ein Standardverfahren bringen. Die neue Verordnung tritt voraussichtlich am 1. Oktober 2009 in Kraft. Das Label "Effizienzhaus" kann als Schild am Gebäude befestigt werden.
Die Förderprogramme für energetische Sanierung und Neubau sollen zum 1. April 2009 verbraucherfreundlicher werden. Der Förderbetrag bei Sanierung eines Gebäudes zum "Effizienzhaus" steigt von 50 000 auf 75 000 Euro. Dies kündigte Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee bei der gestrigen Besichtigung des Treptower Vorzeigeobjekts an. Anfang April werden zwei weitere Förderprogramme starten. Eines unterstützt den altersgerechten Umbau von Wohnungen. Das zweite soll finanzschwachen Kommunen helfen, ihren Eigenanteil für die Sanierung öffentlicher Gebäude aufzubringen.
HOLZBÄR • Dirk Schünemann • D-10961 Berlin • Wilmsstr. 22 • Telefon: 030-62901367 • Fax: 030-62901368 | Datenschutz | Impressum |